Brunnenanlage im unteren Belvedere- Garten
In Sachen Gartenkunst unternahm es der kosmopolitische Feldherr Prinz Eugen, mit Ludwig dem XIV. zu rivalisieren. Er beauftragte Dominique Gerard mit der endgültigen Ausgestaltung des Gartens. Gerard, ein Schüler Le Nôtres, gelang ein durchaus eigenständiges Werk:
Die Hanglage geschickt ausnutzend, verbindet ein baulich wie sinnbildlich abgestufter Freiraum die Paläste des unteren und des oberen Belvedere.
Der Besucher durchläuft intime Heckenbosketts mit Rasenparterres, passiert die untere Kaskade mit ihrer Grottenarchitektur, um dann auf die zweite Ebene aufzusteigen, die mit Wasserbassins und Statuengruppen ausgezeichnet wird. Die große Kaskade mit ihrem Reigen der Meeresgötter leitet schließlich zum Höhepunkt der Anlage über, zum Oberen Belvedere.
(Vgl. „Barock und Rokoko“, B.BORNGÄSSER, 2002, S. 91, 92)
Schadensbilder
Allgemein muss erwähnt werden, dass sich die Brunnenanlagen zum Teil in einem äußerst bedenklichen Zustand befanden und dehalb einen dringenden Konservierungs- und Restaurierungsbedarf aufwiesen. Insbesondere war hiervon die Brunnenskulptur 11 betroffen, welche als Vorlage für Brunnen 08 diente.Der Kunststeinguss des Brunnens 08 und der Wandbrunnen 12 sind hingegen relativ gut erhalten. Der Kunststeinguss wurde in den Jahren 1974/75 als Kopie der ursprünglichen Figuren gefertigt, welche sich zu Beginn der Restaurierung im Brunnen 11 befand.
Die anderen Figurengruppen bestehen aus stehenden und liegenden Putti sowie liegenden Tritonen und sind aus monolithischem Naturstein (Zogelsdorfer Kalksandstein) gearbeitet. Sie werden von hochgestellten Kunststeinzylindern getragen.
Maßnahmen
Nach einer Vorfestigung und vorsichtigen Trockenreinigung wurden sämtliche Versetzfugen mechanisch mit Hammer und Meißel geöffnet.
Die Plastiken 08, 09 und 10 wurden mit Hilfe eines Teleskopstaplers abgebaut und in die Hallen der Firma geführt. Figurengruppe 11 wurde nach der Festigung in drei Teilen abgebaut und in die Kartause Mauerbach transportiert. Lose oder absturzgefährdete Bruchstücke wurden vorsichtig abgenommen und sowohl fotografisch als auch graphisch dokumentiert, um sie für die später zu erfolgende Verklebung vorzubereiten. Sämtliche korrodierte Armierungen und Klammern wurden vorsichtig mit feinen Bohrern oder mechanisch mit Hammer und Meißel ausgebaut. Zum Teil konnte dies vor Beginn der weiteren Restaurierungsmaßnahmen geschehen, oft war man aber gezwungen, die Armierungen erst im Zuge der Abnahme schadhafter Ergänzungen zu entfernen. Bei Fehlstellen mit einem Ausmaß von mehr als 5 x 5 cm wurden für die Herstellung von Natursteinergänzungen vorerst Modellvorlagen aus Ton oder Gips angefertigt. Für die Anpassung an den Originalzustand der Figuren dienten historische Fotografien. Kleinere Fehlstellen wurden mit dem Naturstein angepassten Kunststeinmörteln ergänzt. Nachdem bei dem Kunststeinguss keine Gefahr einer Überfestigung der Oberfläche zu erwarten ist, wurde in Absprache mit Auftraggeber und BDA beschlossen, die Fassung dieser Figurengruppe auf silikatischer Basis auszuführen. Bei den Figurengruppen 09 und 10 aus Naturstein wurde nach Absprache mit Auftraggeber und BDA beschlossen, dass eine Gruppe eine reine Kalkschlämme, die andere Gruppe eine Silikonfassung erhalten soll. An diesen Objekten soll in Zukunft die Dauerhaftigkeit der Fassungen unter der enormen Wasserbelastung in Brunnensituationen beobachtet werden.
(Auszug aus der Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit Mag. Elisabeth Ghaffari)