Restaurierung und Rekonstruktion der Rathausfiguren/ Rathaus der Stadt Wien
ARGE Rey/Zottmann
EINLEITUNG
Zur Restaurierung kamen 13 allegorische Figuren an der Westfassade des Wiener Rathauses. Die Restaurierung erfolgte im Rahmen des ersten Bauabschnittes der Generalsanierung des Gebäudes. Die Figuren befinden sich am Mittelrisaliten der Westfassade des Rathauses auf Höhe des ersten Dachgeschosses und sind Teil eines inhaltlich geschlossenen Figurenprogramms welches das ganze Rathaus umläuft. Die Figuren am Friedrich Schmidt Platz stellen als zentrale Figur die Stadt Wien dar, personifiziert als Vindobona, links und rechts davon die Tugenden des bürgerlichen Lebens sowie jeweils zwei wehrhafte Bürger an den Eckrisaliten. Die Tugenden der Wissenschaft, Kunst, Stärke, Gerechtigkeit, Weisheit, Treue, Erziehung und Mildtätigkeit wurden als weibliche Allegorien ausgeführt.
Zur Ausschreibung für den bildhauerischen Figurenschmuck wurden die namhaftesten Bildhauer der Zeit eingeladen und dementsprechend hoch war sowohl die Qualität der eingereichten Gipsmodelle als auch die der ausgeführten Figuren. Viele der Gipsmodelle sind noch im Depot des Wien Museums erhalten.
Schadensbeschreibung
Eine erste Erfassung des Zustands der Figuren erfolgte bereits bei der Voruntersuchung zur Ausschreibung. Nach der Eingerüstung wurde eine detaillierte Zustandserfassung in Form einer Schadenskartierung erstellt. Die Schadensklassen wurden maßnahmenbezogen erstellt.
Die Skulpturen befinden sich allgemein in einem sehr schlechten Zustand und zeigen massive Verwitterungsschäden auf. Die Schadensbilder entsprechen den, für den Savonnieres Kalkstein typischen Erscheinungen. Augenscheinlich erkennbar an Ausbrüchen und Schalen scheint eine Verdichtung der oberflächennahen Gesteinschichten stattgefunden zu haben. Diese Verdichtung wurde bereits bei den Voruntersuchungen im Rahmen der Ausschreibung untersucht und als Vergipsung identifiziert.
Restaurierungskonzept
Das Restaurierkonzept wurde bereits in den Ausschreibungsunterlagen grundlegend formuliert. Im Zuge von Probeflächen und im Zuge der Ausführung wurde dieses dann in Absprache mit Auftraggeber, BDA und restauratorischer Bauaufsicht weiter definiert und ausgearbeitet. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es gelungen ist, das ursprüngliche Konzept umzusetzen und zu einem konservatorisch und restauratorisch zufriedenstellend Ergebnis zu kommen. Das Hauptaugenmerk der Restaurierung liegt klar auf der konservatorischen Sicherung des Bestandes. Aufgrund des schlechten Gesamtzustandes der Figuren stellte dies bereist einen erheblichen Arbeitsaufwand dar. Die typischen Schadensbilder am Savonnieres Kalkstein sind außerordentlich diffizil zu behandeln und Festigungs- bzw. Konsolidierungskonzept sind Kernaufgaben dieser Restaurierung.
Das restauratorische Konzept kann wie folgt zusammengefasst werden: Wiederherstellung des monolithischen Gesamteindrucks der Figuren und Schließen der kompositorischen Linien unter Vermeidung von Totalrekonstruktionen und großflächig geschlossenen Oberflächen. Konkreter bedeutet das: Teilrekonstruktionen in Naturstein und formales Schließen störender Fehlstelle. Konservatorisches Schließen der Oberflächen und der aufgeschalten Bereiche durch Anböschungen mit eingestellter Ergänzungsmasse. Es soll ausdrücklich auf eine Rekonstruktion aller Fehlstellen (Schadensklassen: Fehlstellen aufgrund Rückwitterung, sowie formale Fehlstellen/ Ausbrüche) verzichtet werden, da sonst die Steinsichtigkeit nicht mehr gegeben wäre. Eine Feinjustierung dieses Ergänzungskonzeptes wird von Figur zu Figur erforderlich werden. Grundsätzlich soll eine ikonographische Lesbarkeit der Skulpturen und maßgeblicher Formenläufe wiederhergestellt werden.
Eine besondere Rolle nimmt die Figur 36, die Allegorie der Gerechtigkeit ein. Aufgrund ihres besonders schlechten Zustandes und dem nur mehr sehr reduziert vorhandenem Bestand wurde entschieden diese Figur durch eine Totalrekonstruktion zu ersetzen.
(Auszug aus der Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen)