Restaurierung des Minervatraktes
Verbindungstrakt zwischen Museum und Universität für Angewandte Kunst Wien
Allgemeine Maßnahmen
Die gesamte Ziegel- bzw. Terrakottaoberfläche wurde erst mittels Heißdampfverfahren gereinigt. Das erzielte Ergebnis war jedoch speziell an den stark verschmutzten und durchfeuchteten Gebäudeteilen optisch nicht zu friedenstellend.
Nach Absprache mit dem Denkmalamt , sowie nach Anlegen von Musterflächen, wurde beschlossen die Reinigung mittels Trockenstrahlverfahren fortzusetzen. Aufgrund des nun zufriedenstellenden Ergebnisses, speziell im Bereich der Terrakotten einigte man sich darauf, auf die Laserreinigung zu verzichten, und auch die dreidimensionalen Terrakottaelemente mittels Trockenstrahlver fahren zu reinigen, wobei stark versinterte Bereiche vorher manuell gedünnt wurden.
Nach Abschluss sämtlicher Reinigungsarbeiten wurde das tatsächliche Ausmaß an desolaten Fugen sichtbar. Die größten Schadensbilder zeigten sich hier, wie erwartet, an den stark durchfeuchteten Bereichen des Mauerwerks.
Das Herausarbeiten des desolaten Materials mittels Hammer und Meissel erfolgte unter größter Vorsicht, um die angrenzenden Ziegel- bzw. Terrakottaoberflächen nicht zu beschädigen.
Nach der Biozidbehandlung und Ergänzungsmaßnahmen an den Ziegeln erfolgte zunächst die Neu verfugung einer Probefläche nach historischem Vorbild.
Nach Übereinkunft mit dem Bundesdenkmalamt bzw. der ÖBA wurden sämtliche desolate Fugen nach dem Vorbild der Probefläche erneuert.
Im Anschluss an die Reinigung und dem Öffnen der Fugen erfolgte die Biozidbehandlung zur Entfernung des mikrobiologischen Befalls. Salzausblühungen traten vermehrt an den stark durchfeuchteten Bereichen des Gebäudes auf. Betroffen waren so wohl Ziegel als auch Terrakottabauteile. Partiell wurden Teile der Ziegeloberfläche durch die Salze abgesprengt. Die Salzreduktion erfolgte im Zuge der allgemeinen Reinigungsmaßnahmen durch Absaugen, Abbürsten bzw. Trockenstrahlverfahren. Die linke Balustradenseite musste aufgrund des Schadensbildes (desolates Ziegel- und Fugenmaterial unterhalb der Baluster sowie am rückwärtigen Mauerwerk; durchgerissene Baluster) komplett abgebaut werden.
Nach der Sicherung und Kennzeichnung aller einzelnen Baluster und dem Ausräumen und Öffnen sämtlicher Fugen wurden zunächst die Balustradenabdeckungen entfernt, welche mit (partiell bereits durchgerostetem) Eisendraht nach hinten an den Dachstuhl verhängt waren. Die Baluster selbst waren mit einem Eisendorn gesichert. Dieser ragte bis zu 10 cm in die untere Ziegelreihe und war innerhalb der Baluster mit Zement ausgegossen. Nach dem Abbau der Baluster wurden die desolaten Ziegelreihen entfernt und nachher neu aufgemauert und verfugt.
Im Anschluss wurden die einzelnen Baluster von dem Eisendorn befreit, wozu ein vorsichtiges Herausarbeiten des eingegossenen Zements notwendig war. Die gerissenen Baluster wurden nach Reinigung der Bruchflächen wieder verklebt. Beim Wiederaufbau der Balustrade wurden zunächst die einzelnen Baluster neu versetzt und zur Sicherung mit Kohlefaserstäben in die untere, neu gemauerte Ziegelreihe verstiftet. Im nächsten Schritt wurden die Balustradenabdeckungen wieder versetzt und Nirostadraht untereinander bzw. mit 4mm starkem Nirostadraht an den rückseitigen Dachstuhl verhängt. Die freiliegenden Versatzlöcher auf der Unterseite der Balustradenabdeckung wurden durch Mörtelantragung verschlossen. Die Schließung der Fugen zwischen den Terrakottabauteilen erfolgte mit dem selben Material Abschließend wurde zwischen den Sockeln der Baluster eine Resche angetragen um den Wasserabfluss zu ge währleisten.
Das Mauerwerk der rechtsseitigen Balustrade wies weit geringere Schäden auf, da dieser Bereich kaum durch feuchtet war. Auch die Verhängungen befanden sich in ordnungsgemäßem Zustand. Ein kompletter Abbau der Balustrade war aus diesem Grund nicht von Nöten. Einzelne Baluster jedoch waren in der Mitte durchgerissen
und mussten ausgebaut werden. Hierfür wurden die Fugen geöffnet woraufhin der obere Balusterteil entfernt werden konnte. Im Anschluss wurde der untere Teil, welcher durch einen Eisendorn gesichert war, ausgebaut.
Die ausgebauten Baluster wurden, nach Reinigung der Bruchflächen, wieder miteinander verklebt und daraufhin neu versetzt. Der Eisendorn wurde durch einen Kohlefaserstab ersetzt.Danach wurden sämtliche Fugen zwischen den Balustern erneuert. Abschließend erfolgte der Antrag der Resche
Nach Überprüfung sämtlicher Terrakottabauteile auf Bewegung und Risse wurden die betroffenen Teile unter größtmöglicher Sorgfalt abgebaut. Die umliegenden Armierungen wurden überprüft und gegebenenfalls ersetzt bzw. mit Rostumwandler und Blei minium behandelt. Allfällige Fehlstellen im rückwärtigen Mauerwerk wurden behoben. Der Neuversatz der re stauratorisch behandelten Terrakotten erfolgte mittels Klebeinjektionen und wurde gegebenenfalls mithilfe Nirosta-Armierungen bzw. Nirosta-Drahtseil gesichert. Rissbildungen im Bereich des Mauerwerkverbands sowie innerhalb der Terrakotten wurden ausgeräumt und durch Klebeinjektionen geschlossen. Die Rissoberflächen sowie angrenzende Ausbrüche und Fehlstellen wurden mit Kittungen versehen.
Korrodierte Eisenarmierungen sowie konstruktive Haken und Klammern wurden zunächst mittels Drahtbürste von Rost befreit und im Anschluss mit Korrosionsschutz versehen. Nicht mehr tragfähige Armierungen wurden durch entsprechend dimensionierte, nicht korrodierende Materialien ersetzt.
Beim Öffnen von desolaten Fugen im hofseitigen Teil des Gebäudes wurde festgestellt, dass die umliegenden Bereiche der Fenster und der Durchfahrt lediglich mit Ziegelverblendungen versehen ist. Bei der Überprüfung dieser Bereiche durch Abklopfen wurden einige hohle Stellen entdeckt.
Nach Absprache mit BDA bzw, ÖBA wurde beschlossen, nur jene Verblendungen neu zu versetzen bei denen ein Austausch der Fugen notwendig ist. Die restlichen, bedenklichen Bereiche wurden hinterfüllt. Am gesamten Mauerwerk befanden sich zahlreiche Ziegel mit abgewitterten Oberflächen und ausgebrochenen Ecken und Kanten. Nach Abnahme von brüchigem, entfestigtem Restmaterial wurden die Oberflächen mit Res tauriermörtel verschlossen.
Ausbrüche an Ecken und Kanten wurden durch formatrekonstruierenden Mörtelantrag geschlossen.
An den stark durchfeuchteten Bereichen des Mauerwerks fanden sich zahlreiche, abgewitterte Ziegel mit einem Oberflächenverlust von über 50%, sowie mit Zement überzogene oder optisch störende Ziegel. Diese wurden ausgebaut und nach Übereinkunft mit BDA bzw. ÖBA durch Rekonstruktionen der Firma Keramo Graf ersetzt. Durch die, im Mauerwerk befindlichen, obsoleten, Fremdkörper (Holzdübel etc.) wurden die Ziegel im umlie genden Bereich teilweise abgesprengt (Treiben des Holzes durch Feuchtigkeit).
Die Fremdkörper wurden manuell mechanisch entfernt und brüchiges Material abgenommen. Die Ergänzung der ausgebrochenen Stellen sowie die Neuverfugung erfolgte laut Maßnahmenkatalog. Im Zuge einer früheren Instandsetzung des Mauerwerks wurden Teile des desolaten Ziegelmauerwerks zur Gänze mit Zement überzogen bzw. einzelne Ziegel unsachge mäß gekittet.
Nachmanuell mechanischem Ausbau der Kittungen wurden die Ziegel laut Maßnahmenkatalog neu ergänzt. Bei komplett , mit Zement, überzogenen Ziegelreihen im unteren, hofseitigen Bereich mussten einige Ziegel durch Rekonstruktionen ersetzt werden, da diese einen 100 prozentigen Oberflächenverlust auswiesen.
Im Anschluss an die Reinigung der Terrakottabauteile und dem Öffnen der desolaten Fugen wurden gelockerte Teile mit Nirosta-Draht gesichert und daraufhin neu verfugt. Abschließend wurden die ausgewaschenen Innenflächen der Rotunden neu verputzt.
Im Bereich der Terrakotten fanden sich zahlreiche formal und technisch unsachgemäß ausgeführte oder desolate Sekundärergänzungen. Deren Ausführung (reine Zementergänzungen) führte im Laufe der Zeit zu Rissbildun gen in den angrenzenden Bereichen der Terrakotten, was wiederum dazu führte, dass beim Ausbau der Zemen tergänzungen Teile der Terrakottasubstanz mit abgenommen werden mussten. Diese Teile wurden gereinigt und durch Epoxydharzverklebung neu versetzt. Die offenen Stellen wurden mit Restauriermörtel geschlossen.
Risse innerhalb von Terrakottabauteilen wurden ausgeräumt und nach einer Klebeinjektion verpresst.Statisch unbedenkliche Einzelrisse wurden durch einer Schlämme geschlossen. Zahlreiche Ausbrüche an Ecken und Kanten bzw. an dreidimensionalen Bereichen des Terrakottabauschmucks wurden mit Restauriermörtel rekonstruierend ergänzt.
An den Natursteinblöcken des Sockelbereichs zeigten sich starke Schmutzauflagen bzw. mikrobiologischer Befall . Die Reinigung und die Biozidbehandlung er folgten laut Maßnahmenkatalog, im Zuge der allgemeinen Maßnahmen . Im Anschluss wurden die Blöcke auf Risse untersucht. Nach Absprache mit BDA bzw. ÖBA wurde beschlossen zwei Blöcke, aufgrund der starken Rissbildung, zu ersetzen. Beim Herausarbeiten des gerissenen Materials wurde festgestellt, dass die Blöcke weit in das Mauerwerk bzw. in den Boden reichen. Aufgrund dessen wurden Vierungen aus Mannersdorfer Naturstein angefertigt und mit Epoxydharz verklebt.
Sonstige Risse wurden manuell-mechanisch geöffnet und mit Epoxydharz verklebt. Abschließend wurden Fehlstellen im Bereich von Ecken, Kanten und Flächen ergänzt und desolate Fugen erneuert.
(Auszug aus der Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen)